2011 - Gedanken zum Jahresende

Foto by Ute Rossow
Weihnachten Karte 2011
Die nachfolgenden Zeilen habe ich aus einem Essay „Die heile Welt der Kranken oder über den Versuch, mit Morbus Parkinson zu leben“ von Stefan Berg, Redakteur, 47, veröffentlicht im Spiegel 39/2011, entnommen.
In einer Gesellschaft, die auf Stärke setzt, gehört viel Kraft dazu, die eigene Schwäche zuzugeben.
Der Tag, an dem ich merkte, dass meine Krankheit eine Chance ist, war jener Tag, an dem ich unter Kranken glücklich war. Als ich eintraf in der Welt der Kranken, lag eine lange Reise hinter mir. Ich merkte, dass ich verloren hatte, was ohnehin nicht zu gebrauchen war: Hektik, Wichtigkeit, Karriere, Statusdenken und gespielte Stärke. Wozu noch Zeit sparen, als könnte ich eines Tages mit dem Tod um ein paar Stunden feilschen? Wozu noch wichtig tun, im Kreis von Wichtigtuern? Warum noch Schwäche tarnen, wenn sie nicht zu übersehen ist?
Die Welt der Kranken hat ihre eigenen Regeln. Hier zählt die Stille, zählt die Zeit und zählt die Berührung. Es ist eine leise Welt, weil jeder in sich hineinhören muss. Der Tag, an dem ich merkte, dass ich viel gewinne in der neuen Welt, war der Tag, als ich mich nicht mehr dagegen wehrte, dazuzugehören. Als ich nicht mehr den spielen musste, der ich einmal war. Als ich die Brüche lieben lernte. Als wir uns unsere Geschichten erzählten, unsere Unterschiede und Anfänge. Wir blickten hoch zum Regenbogen und tauschten die Farben aus.
Die Zeilen klingen heute noch in mir nach und haben mir auch als „Gesundem“ wieder einmal bewusst gemacht , auf was es ankommt und was es zu vermeiden gilt.
Wir bedanken uns für die angenehme und gute Zusammenarbeit. Wir wünschen Ihnen und uns im neuen Jahr zuallererst Gesundheit, aber auch viele bunte Regenbogentage, in denen die Zeit das richtige Maß hat.